Vater des Vaterlandes

Wawel 3

Heute:

9:00-16:00
geöffnet

Am zentralen Punkt der Wawel-Kathedrale, dem Symbol der polnischen Staatlichkeit und Geistigkeit, befindet sich der „Altar des Vaterlandes“ – das Grabmal des heiligen Bischofs und Märtyrers Stanislaus aus Szczepanów.
Stanislaus regierte die Krakauer Diözese in den Jahren 1072-1079. Er sorgte für die Verbreitung des Christentums in Polen (wo der neue Glaube erst vor einem Jahrhundert eingeführt worden war) und strebte eine Unabhängigkeit von der Magdeburger Metropolie an. Im Jahr 1075 unterstützte er die Bemühungen von Herzog Boleslaus dem Freigebigen um die Königskrone. Bald darauf kam es jedoch zur Auseinandersetzung mit dem Herrscher. Der Bischof hatte sich angeblich des Verrats schuldig gemacht, indem er den König aufgrund seines Lebenswandels, Fehlverhaltens und übermäßiger Grausamkeit gegenüber seinen Untertanen ermahnt hatte. Einer anderen Auslegung zufolge war es zu einem Interessenkonflikt zwischen den Zentren der weltlichen und geistlichen Macht in Polen gekommen, weshalb der König den Bischof der Verschwörung bezichtigte. Im Jahr 1079 wurde Stanislaus auf Geheiß des Königs (vielleicht auch eigenhändig) während des Gottesdienstes in der Kirche „Auf dem Felsen“ ermordet und anschließend gevierteilt. Jedoch wuchs der Leichnam auf wundersame Weise wieder zusammen und die Persönlichkeit des Märtyrers wurde, von Legenden umrankt, immer mehr zum Gegenstand der Verehrung. Es verbreitete sich der Glaube an die von ihm vollbrachten Wunder. Am berühmtesten war die Auferweckung des Piotrowin, damit dieser in einem Gerichtsverfahren zugunsten des Bistums aussagen konnte. Bald schon wurden Wallfahrten zum Grab des Heiligen unternommen und im Jahr 1088 wurden seine Reliquien aus der Kirche „Auf dem Felsen“ in die Wawel-Kathedrale verlegt. 1138 begann die Epoche der Zersplitterung Polens in Teilherzogtümer, die fast 200 Jahre lang währen sollte. Die Vita des Bischofs nahm damals symbolische Bedeutung an: Sie ließ hoffen, dass die separaten Gebiete des Staates wieder zusammenwachsen würden, ganz so wie die Teile des gevierteilten Leichnams des Märtyrers. An diese Vision knüpften die Polen auch später oft in schweren Zeiten an, etwa im 19. Jahrhundert, als der Staat infolge der Teilungen Polens von der Landkarte verschwunden war.
Die Heiligsprechung des heiligen Stanislaus fand 1253 in Assisi statt, und am 8. Mai 1254 wurden seine Reliquien im Altar in der Mitte der Kathedrale beigesetzt. Seitdem wird dieser Tag als Feiertag begangen und nach altem Brauch zieht am jeweils darauf folgenden Sontag eine Prozession mit Reliquien polnischer Heiliger vom Wawel hinab zur Kirche „Auf dem Felsen“. Dabei handelt es sich um eine der größten religiösen Feierlichkeiten in Polen, an der sehr oft Karol Wojtyła, der später Papst Johannes Paul II., teilgenommen hat wie auch mehrfach Joseph Kardinal Ratzinger, als Benedikt XVI. Nachfolger des polnischen Papstes.
Jahrhundertelang fanden vor dem Grabmal des Heiligen, dem „Altar des Vaterlandes“ Königskrönungen statt. Die polnischen Monarchen legten hier Votivgaben und Kriegstrophäen nieder, etwa 1410 in der Schlacht von Tannenberg (auf Polnisch: Grunwald) erbeutete Fahnen der Kreuzritter (dieser Sieg wurde übrigens der Fürbitte des polnischen Schutzheiligen zugeschrieben). Der heutige barocke Baldachinaltar aus Marmor und vergoldeter Bronze stammt aus dem 17. Jahrhundert. Er trägt Figuren der Patrone Polens und der Evangelisten. Die Reliquien des Heiligen ruhen in einem von Engeln getragenen Silbersarkophag mit Szenen aus seiner Heiligenvita.
1963 ernannte Papst Johannes XXIII. den heiligen Stanislaus zusammen mit dem heiligen Adalbert   und der Allerheiligsten Jungfrau Maria Königin von Polen zum erstrangigen Schutzpatron des Landes.

Eintrittskarten: regulär PLN 14, ermäßigt PLN 8

Öffnungszeiten:
01 Januar - 31 März
Mo.-Sa. 9:00-16:00, So. 12:30-16:00
01 März - 31 Oktober
Mo.-Sa. 9:00-17:00, So. 12:30-17:00
01 November - 31 Dezember
Mo.-Sa. 9:00-16:00, So. 12:30-16:00
Wawel 3
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