Emmaus

Am Ostermontag begeben sich die Krakauer zum Ablassfest, das an der Kirche St. Salvator und am Kloster der Prämonstratenserinnen von Zwierzyniec veranstaltet wird.

Am Ostermontag hören die Gläubigen in den katholischen Kirchen das Evangelium über die Jünger Jesu, die in den Ort Emmaus unterwegs waren. Die Krakauer begeben sich an diesem Tag zu ihrem lokalen Emmaus -  zum Ablassfest, das an der Kirche St. Salvator und am Kloster der Prämonstratenserinnen von Zwierzyniec veranstaltet wird. Sie tun dies schon seit Jahrhunderten, die Historiker können nämlich belegen, dass die Tradition des Ablasses in der christlichen Form sogar bis in das 12. Jh. zurückreicht. Möglicherweise ist sie sogar noch älter und steht mit der heidnischen Totenfeier in Verbindung, die während der  Tagundnachtgleiche im Frühjahr gefeiert wurde.

Früher war der Rahmen des Ablassfestes viel spiritueller, doch seit dem 19. Jh. verwandelte es sich immer mehr zu einem Volksfest. An den Ständen wurden Spielzeug und Süßigkeiten verkauft. Es wurden Wettkämpfe organisiert, z.B. Zielwurf mit einer Stoffkugel oder Klettern auf einen mit Fett oder Talg geschmierten Mast. In Zeiten, die den unseren näher liegen konnte man an den Ständen immer mehr von dem allgegenwärtigen Plastik sehen. Doch langsam lässt sich eine Rückkehr zu den traditionellen Emmaus-Spielwaren beobachten – wie etwa zu den Holzfiguren oder Hahnfiguren und Pfeifen aus Ton. Diese Entwicklung ist dem Museum für die Geschichte der Stadt Krakau zu verdanken, das jedes Jahr im Kulturzentrum Dom Zwierzyniecki die „Haltestelle Emmaus“ veranstaltet. Während der Veranstaltung bekommen die Besucher einen Einblick in die alten Traditionen und werden dazu animiert, ihre Emmaus-Bäumchen eigenhändig zu basteln.

Lany Poniedziałek (der sog. Gegossene Montag, der an den zweiten Ostertag fällt), der in der polnischen Tradition mit dem Brauch in Verbindung steht, andere Menschen aus Spaß mit Wasser zu bespritzen (dieser Brauch, der in die slawischen Zeiten zurückreicht, wird auch śmigus-dyngus genannt), bot auch Gelegenheit, unbekümmert mit dem Wasser aus der nahen Weichsel junge Frauen zu begießen, die zum  Krakauer Emmaus unterwegs waren. Dieser Brauch, der uns aus der ersten Beschreibung des Ablassfestes bekannt ist, wurde bereits im 16. Jh. als alt bezeichnet, was auch die Vermutungen der Historiker bezüglich der uralten Genealogie der Krakauer Tradition bestätigt.

OK We use cookies to facilitate the use of our services. If you do not want cookies to be saved on your hard drive, change the settings of your browser.