Kirche Auf dem Felsen
ul. Skałeczna 15
Der „Felsen“ (Skałka) gehört neben dem Wawel zu den Orten, die auf eine bewegte Vergangenheit bis in die Steinzeit zurückblicken können. Aber auch in historischen Zeiten ist die Geschichte dieses legendenumwobenen Ortes auf das engste mit der Geschichte des polnischen Volkes verbunden.
Die Kirche „Auf dem Felsen“ wird vor allem mit dem Märtyrertod des heiligen Stanislaus aus Szczepanów, eines der Patrone Polens, in Verbindung gebracht wie auch mit den vom Geschichtsschreiber Jan Długosz im 15. Jahrhundert hierher gerufenen Paulinern.
Die weiße Kirche auf einer kleinen Anhöhe, die teilweise von einem 5 Meter hohen Mauer umgeben ist, birgt mehr als nur ein Geheimnis. Die interessanteste Frage (vor allem für Historiker) sind die Umstände des Todes des Krakauer Bischofs Stanislaus im Jahr 1079. Infolge eines Konflikts mit König Boleslaus dem Großzügigen wurde der Bischof von Letzterem zum Tode durch Abtrennen der Gliedmaße verurteilt. Andere Quellen behaupten, der König selbst habe das Schwert gegen den Diener Gottes erhoben. Der brutale Mord soll hier, in der Kirche „Auf dem Felsen“, stattgefunden haben. Wincenty Kadłubek schreibt in seiner Chronica Polonorum, die neben Fakten, Traditionen und Mythen auch viel dichterische Freiheit enthält, die vor die Kirche geworfenen blutenden sterblichen Überreste des Bischofs seinen von großen Adlern bewacht worden und als die Menschen, angezogen von einem wundersamen Leuchten, herbeikamen, hätten sie den Leib des Bischofs zusammengewachsen und ohne Narben vorgefunden. Ursprünglich wurde Stanislaus hier auf dem „Felsen“ bestattet; zehn Jahre später wurde der Sarg in die Wawel-Kathedrale überführt, wo sich Scharen von Pilgern versammelten.
Die heutige Kirche „Auf dem Felsen“ ist vermutlich die dritte an diesem Ort. Die ursprünglich romanische Erzengel-Michael-Rotunde, in der der heilige Stanislaus ums Leben gekommen sein soll, wurde aus einer Stiftung Kasimir des Großen im 14. Jahrhundert im gotischen Stil ausgebaut Diese Kirche wurde während des schwedischen Überfalls in der Mitte des 17. Jahrhunderts zerstört und abgetragen. Das heutige Aussehen der Barockkirche mit der monumentalen zweiläufigen Freitreppe, die zum Eingang führt, verdanken wir dem Warschauer Architekten Antoni Solari. Die neue Kirche bekam ein doppeltes Patrozinium: Erzengel St. Michael und St. Stanislaus der Märtyrer. Damals erhielt das mit der Kirche verbundene Paulinerkloster das Aussehen eines Renaissanceschlosses im italienischen Stil.
Heute ist in der Kirche, im Altar des heiligen Stanislaus, der Baumstamm zu sehen, auf den das Blut des Bischofs im Augenblick seines Todes tropfte. An einer Wand der Kapelle, hinter einem gläsernen Oculus sind Reste der steinernen Altarstufen erhalten, auf denen der erzürnte König den Märtyrer tötete.
Ein wichtiger Ort der Verehrung des heiligen Stanislaus ist auch der neben dem Kloster gelegene Teich. Nach einer Version der Legende brachten die Adler den gevierteilten Leichnam des Bischofs dorthin, wo er auf wundersame Weise zusammenwuchs. Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Teich gefasst und umbaut. In seiner Mitte wurde eine barocke Figur des Heiligen aufgestellt. Das Wasser soll eine Heilwirkung haben, insbesondere bei Augen- und Hautkrankheiten.
Alljährlich legen an jedem Sonntag nach dem 8. Mai (also dem Tag des heiligen Stanislaus) die Gläubigen in einer großen Prozession mit den Reliquien des Bischofs und anderer Heiliger den Weg vom Wawel zum „Felsen“ zurück. Diese Tradition reicht zurück bis in die Zeiten der Heiligsprechung des Bischofs, also das Jahr 1253. Auch die polnischen Könige pilgerten am Vortag ihrer Krönung als eine Form der Sühne für die Tat ihres Vorgängers an diesen Ort.
Unter des Basilika befindet sich eine Krypta der Verdienten.
Besichtigen Sie auch:
- die aus dem 18. Jahrhundert stammende Orgel – ein Werk von Józef Weissmann mit einem schönen, reich verzierten Prospekt,
- im Hauptaltar befindet sich ein Gemälde von Tadeusz Kuntze (17. Jh.), das den Höllensturz Luzifers durch den Erzengel Michale zeigt,
- den Seitenaltar der Muttergottes von Tschenstochau mit einem Bild von Jan Nepomucen Grott, reichen Votivgaben und Verzierungen,
- das neubarocke Chorgestühl, das mit Reliefs geschmückt, die Szenen der Verteidigung des Paulinerklosters auf dem Tschenstochauer Klarenberg gegen die Schweden darstellen.