Benediktinerabtei Tyniec
ul. Benedyktyńska 37
Einst befand sich Tyniec eine Tagesreise von Krakau entfernt – heute gelangen wir dorthin in weniger als einer Stunde mit dem Bus oder über einen schönen Radweg. Die Schönheit und Ruhe dieses Ortes lockt Scharen von Touristen und pilgern an, während die Mönche in Stille und Gebet nach der benediktinischen Devise leben: Ora et labora …
Das auf einem Kalksteinfelsen gelegene Kloster erinnert eher an eine mittelalterliche Wehrburg als an ein Kloster. Kein Wunder – in ihrer Frühzeit diente die Benediktinerabtei Tyniec auch Verteidigungszwecken. Wohl etwa 1000 Jahre vor der Ankunft der ersten Mönche Mitte des 11. Jahrhunderts war das heutige Tyniec von Kelten bewohnt. Tyniec erfreute sich des Wohlwollens der Krakauer Herzoge und später der Könige von Polen. Vieles spricht dafür, dass dieser Ort im Mittelalter eine wahre Wirtschaftsmacht war; der Abt wurde als „Abt der 100 Dörfer“ bezeichnet.
Die Abtei wurde im 13. Jahrhundert befestigt, was sie aber nicht vor Zerstörungen bewahrte. Schon in der Zeit des Mongolenüberfalls wurde sie niedergebrannt. Die Blütezeit des Klosters entfällt auf das 15.und 16. Jahrhundert. In den späteren Jahren wurde es grundlegend umgebaut. Aus jener Zeit stammt die charakteristische zweitürmige Fassade. Im Jahr 1816 – in der Zeit der Teilung Polens – bewirkten die Österreicher die Aufhebung des Ordens und die Benediktiner mussten Tyniec verlassen. Seit jener Zeit ging das Kloster von Hand zu Hand und verfiel zusehends. Erst 1939 erneuerte es der Krakauer Erzbischof Adam Sapieha, indem er Benediktinermönche aus Belgien nach Tyniec rief. Zum letzten Mal erfüllte die Abtei die Funktion einer Werkanlage im Jahr 1945, als sich die deutschen Besatzer hier gegen das Vordringen der Roten Armee zu verteidigen versuchten.
Der Weg in die Abtei führt durch die sogenannte „Burg“, ein Gebäudeteil aus dem 16. Jahrhundert, der zu einem weitläufigen Innenhof führt. Dahinter steht die ehemalige Klosterbibliothek, die im Jahr 2008 nach dem Wiederaufbau der „großen Ruine“ in Betrieb genommen wurde. Heute beherbergt sie das benediktinische Kulturinstitut. In den Ausstellungsräumen sind historische Exponate zu bewundern wie Fragmente romanischer und gotischer Steinmetzarbeiten oder Teile des ursprünglichen Kreuzgangs. Die Klosterkirche St. Peter und Paul ist eine dreischiffige Basilika mit Barockausstattung. Beim Eintreten lohnt es sich einen Blick auf die kunstvolle eiserne Türklinke in Form eines Fisches – des Symbols Jesu Christi – zu werfen.
Die Ausstattung der Kirche:
- der gotische Chor,
- der Hauptaltar im Rokokostil aus schwarzem Marmor,
- die Barockkanzel in Form eines Schiffes,
- eine Wandmalerei aus dem 16. Jahrhundert mit der Darstellung der Heiligen Drei Könige.